Die Deutschen müssen Draghi dankbar sein

Vor einigen Tagen haben wir gesehen, dass die deutschen Inflationszahlen viel höher hochgeschossen sind als in den vorherigen Monaten, dennoch sind sie noch weit von einer normalen Inflation entfernt, wie das beispielsweise bei den Inflationszahlen vor der Weltwirtschaftskrise 2008 der Fall gewesen war.

Der europäische Inflationsbericht, der den VPI (Verbraucherpreisindex), Kern-VPI und PPI (Erzeugerpreisindex) einschließt, markierte einige Tage später ebenfalls höher, aber nicht so hoch wie in Deutschland. Das war zwar der erste Monat nach vielen Jahren, in dem wir solch einen Anstieg der deutschen Inflationszahlen zu sehen bekommen haben, aber dennoch bleibt die deutsche Inflation damit immer noch unterschritten.

Nichtsdestotrotz begannen die Deutschen zu toben und auf die EZB und den armen Draghi zu schreien. Sie wollen höhere Zinssätze und allgemein eine straffere Geldpolitik, so wie sie das immer wollen, wenn sie das Wort Inflation hören.

Heute jedoch haben sie sich ziemlich ruhig verhalten. Die Zahlen für den deutschen Einzelhandel und die Werkaufträge sind um respektive 1.8% und 2.5% zurückgegangen.

Die Werkaufträge sind normalerweise volatil, aber der heutige Bericht bringt die Dinge einen Schritt weiter

Diese negativen Zahlen haben wir in letzter Zeit nur selten von der Eurozone zu sehen bekommen, weil sich die Situation sehr gebessert hat. Merkwürdigerweise kamen in den vergangenen paar Monaten die meisten negativen Zahlen aus Deutschland.

Wir wissen ja, wie stur die Deutschen sind, wenn es um die Inflation geht und da die Inflation sowohl in der EU als auch weltweit ansteigt, werden die Deutschen ihren Druck auf die EZB erhöhen. Der Präsident der EZB (Europäische Zentralbank), Draghi, wird die Geldpolitik sicherlich nicht schon morgen ändern, aber der Druck auf ihn wächst und die heftigen Euro-Wenden der letzten Zeit sind ein Zeichen dafür, dass die große Wende eher früher als später kommen wird.

Großbritannien ‘folgt’ heute Europa

Eigentlich folgt Europa Großbritannien bereits seit der Weltwirtschaftskrise 2008. Europa folgt Großbritannien und den USA seither, weil die Wirtschaft der beiden flexibler sind und sich leichter an neue Wirtschaftssituationen anpassen können als Europa und Asien.

Die Wirtschaft der Eurozone ist heute an dem Punkt, an dem die Wirtschaft der USA und Großbritanniens vor ein paar Jahren war. Es hat die schweren Zeiten der Stagnation, die in einigen Fällen in Deflation resultierten, hinter sich gelassen.

Jetzt sind Großbritannien und die USA nur noch ein zwei Schritte voraus, da ihre Inflation wesentlich höher ist als in Europa und insbesondere höher als in Japan. Auch die Wirtschaftsberichte aus Großbritannien und den USA liegen Europa einige PMI Punkte voraus; sie liegen im Bereich von 55-56, während die Zahlen aus Europa normalerweise im Bereich von 53-54 PMI liegen.

Der heutige Bericht für das britische Baugewerbe ist eine weitere Bestätigung, dass es relativ gut um Wirtschaft Großbritanniens gestellt ist. Er sprang von 52.8 auf 54.2 und alle Unterkomponenten stiegen ebenfalls an. Die Einkaufspreise waren die höchsten seit Anfang 2011 (6 Jahre), die Neubeschäftigungen sind innerhalb eines Jahres am schnellsten angestiegen und der Wohnungsneubau stieg von 53 PMI auf 55 PMI.


Es hat nicht lange gedauert, bis der britische Bauwirtschaftsektor nach dem Brexit wieder auf seine Ursprungssituation zurückging

Das ist ein sehr ordentlicher Sprung und angesichts des Brexits, sieht das Ganze nochmal viel besser aus. Denn meiner Meinung nach wäre die Situation ohne die Unsicherheit des Brexit in diesem Sektor wesentlich besser und ich ich weiß genau, dass dieser neben dem Finanzsektor einer der wichtigsten Sektoren der britischen Wirtschaft ist.

Ich habe gerade ein paar Bekannte angerufen, die im Baugewerbe in Britannien arbeiten und sie haben mir diesen positiven Trend bestätigt, da sie nicht genug Fachkräfte finden können. GBP/USD sprang nach der Veröffentlichung nur einige Pips und ist jetzt wieder da, wo es vorher war.