Vorsicht vor Draghster

Das übliche EZB-Treffen alle 6 Wochen (das ich völlig vergessen hatte) findet in Kürze statt. Jedoch rechnet niemand heute mit einer Änderung der Geldpolitik und daher ist das Meeting nichts, was mit Spannung erwartet wird.

Doch Draghster hält immer ein paar Überraschungen bereit und daher sollten wir uns vor ihm in Acht nehmen. Aber was können wir erwarten?

Zunächst sollten wir uns genau die Aussagen zur Inflation anhören. Gestern zeigte der Inflationsbericht der Eurozone einen enormen Sprung, eine Fortführung dessen, was wir bereits in den vergangen Monaten zu sehen bekommen hatten.

Die EZB wird die höhere Inflation sicherlich anerkennen, sie aber als nachhaltig ansehen oder werden sie erneut die selben “Warten wir es ab” Anmerkungen wiederholen? Falls sie sagen sollten, die höhere Inflation erscheine nachhaltig, dann wäre das ein Hinweis für eine baldige straffere Geldpolitik und die Euro Paare würden abheben.

Apropos Geldpolitik, – ich glaube nicht, dass sie dieses Mal irgendeine Änderung ankündigen werden. Es wird auch interessant sein zu hören, was sie zum Brexit und Trump zu sagen haben.

Die Deutschen müssen Draghi dankbar sein

Vor einigen Tagen haben wir gesehen, dass die deutschen Inflationszahlen viel höher hochgeschossen sind als in den vorherigen Monaten, dennoch sind sie noch weit von einer normalen Inflation entfernt, wie das beispielsweise bei den Inflationszahlen vor der Weltwirtschaftskrise 2008 der Fall gewesen war.

Der europäische Inflationsbericht, der den VPI (Verbraucherpreisindex), Kern-VPI und PPI (Erzeugerpreisindex) einschließt, markierte einige Tage später ebenfalls höher, aber nicht so hoch wie in Deutschland. Das war zwar der erste Monat nach vielen Jahren, in dem wir solch einen Anstieg der deutschen Inflationszahlen zu sehen bekommen haben, aber dennoch bleibt die deutsche Inflation damit immer noch unterschritten.

Nichtsdestotrotz begannen die Deutschen zu toben und auf die EZB und den armen Draghi zu schreien. Sie wollen höhere Zinssätze und allgemein eine straffere Geldpolitik, so wie sie das immer wollen, wenn sie das Wort Inflation hören.

Heute jedoch haben sie sich ziemlich ruhig verhalten. Die Zahlen für den deutschen Einzelhandel und die Werkaufträge sind um respektive 1.8% und 2.5% zurückgegangen.

Die Werkaufträge sind normalerweise volatil, aber der heutige Bericht bringt die Dinge einen Schritt weiter

Diese negativen Zahlen haben wir in letzter Zeit nur selten von der Eurozone zu sehen bekommen, weil sich die Situation sehr gebessert hat. Merkwürdigerweise kamen in den vergangenen paar Monaten die meisten negativen Zahlen aus Deutschland.

Wir wissen ja, wie stur die Deutschen sind, wenn es um die Inflation geht und da die Inflation sowohl in der EU als auch weltweit ansteigt, werden die Deutschen ihren Druck auf die EZB erhöhen. Der Präsident der EZB (Europäische Zentralbank), Draghi, wird die Geldpolitik sicherlich nicht schon morgen ändern, aber der Druck auf ihn wächst und die heftigen Euro-Wenden der letzten Zeit sind ein Zeichen dafür, dass die große Wende eher früher als später kommen wird.

Wo stehen wir heute Morgen nach der FED?

Gestern Abend hat die FED das FOMC-Protokoll ihrer letzten Dezember-Sitzung veröffentlicht. Damals hatten sie die Zinsen, wie allgemein erwartet, angehoben und daher war der Forexmarkt mehr an den Protokollen interessiert.

Ich hatte jedoch nicht mit viel Bewegung auf Grund seiner Veröffentlichungen gerechnet. Und in der Tat bekam der Markt die Protokolle, machte in der Nacht einige Anpassungen und ist jetzt schon wieder darüber hinweg.

Zur Info, hier alle teilnehmenden FOMC Mitglieder

Zunächst wusste der Markt nicht, wie er die Protokolle aufnehmen sole, weil die Kommentare darin leicht hawkish waren, aber man hatte damit gerechnet genauso wie zuvor schon mit der Anhebung der Zinsen. Eigentlich hatten Investoren und Forextrader mit einer hawkisheren FED in den Protokollen erwartet.

Ich beispielsweise hatte erwartet, dass sie sich, auf Grund der anstehenden Fiskalpolitik, klarer bezüglich der Zinsanhebungen in diesem Jahr äussern würden. Sie räumten zwar die Aufwärtsrisiken ein, die Trumps Fiskalpolitik nach sich ziehen könnten, waren sich jedoch sehr ungewiss bezüglich der möglichen Auswirkungen auf die Wirtschaft.

Sie betonten erneut, dass eine schrittweise Anhebung der Zinsraten momentan sinnvoll sei. Das selbe hatten wir bereits vergangenen Dezember zu hören bekommen, als sie zum ersten Mal eine straffere Geldpolitik ankündigt hatten und seither haben wir keine weitere Zinsanhebung mehr erlebt. Warum sollten Forextrader also glauben, dass sie die Zinsen dieses Jahr mehr als nur ein Mal anheben werden?

Das ist der Gedankengang, den der Markt angenommen hat und deshalb fiel der Buck. EUR/USD ist in der Nacht um mehr als 100 Pips gestiegen, während USD/JPY rund 200 Pips verlor. In Kürze werden wir eine technische Analyse für einige der wichtigsten Forexpaare durchführen, da sich die Forexcharts diesen Morgen erheblich geändert haben.

Eines kann ich jedoch sagen, – die FED war nicht so hawkish wie der Markt es sich erwartet hatte und der Buck ist seit gestern Abend auf den Hinterbeinen. Dies könnte eine gute Gelegenheit sein, USD zu kaufen, aber lasst uns zunächst lieber abwarten und sehen, ob der USD Ausverkauf wirklich schon vorbei ist oder ob wir eine weitere Verkaufswelle sehen werden.